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Interkulturelle Gärten bewirken positive Effekte sowohl auf umweltpolitischer Ebene, auf gesellschaftspolitischer Ebene als auch auf individueller Ebene.

Den Menschen in der Stadt ein Stück Natur zurückgeben

Interkulturelle Gärten tragen zu positiven Veränderungen auf umweltpolitischer Ebene bei. Brachland in den Städten wird genutzt und zu einem Stück Natur und Erholung für die Stadtbewohner/innen gemacht. Durch die Grünflächen verbessert sich die Luft in den Städten. Die Gärtner/innen lernen eine gesündere Lebensweise durch Anpflanzen und Zubereitung von Gemüse und Kräutern. Sie bilden ein stärkeres Umweltbewusstsein durch die ökologische Gartenarbeit und Pflanzenpflege (Südost e.V. Bericht, 2008). Ferner wurde in New York City durch das Kompostieren der Gartenabfälle in den Community Gardens und als Folge dessen in den privaten Haushalten, die Müllabfuhr der Stadt um Tausende Tonnen von Müll entlastet (Meyer-Renschhausen, 2004). Die Interkulturellen Gärten leisten somit einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Nachhaltigkeit, sowohl im Bereich der Bewusstseinsbildung der Menschen wie auch in der Stadtentwicklung und Naturerhaltung.

Soziale Friedensförderung in benachteiligten Stadtteilen

Auf gesellschaftspolitischer Ebene tragen die Projekte viel zur Vernetzung von Mitmenschen bei. Die Gärten sind ein Ort, in dem junge und alte Leute, Frauen und Männer, Migrant/innen und Einheimische, zusammenarbeiten und sich dabei kennen und verstehen lernen. Menschen werden zu Nachbarn. Es bestehen meist beachtliche Differenzen in Kultur, Gewohnheiten und Ansichten. Dadurch entstehende Konflikte werden an Ort besprochen und gemeinsam wird eine Lösung gesucht. So wird interkulturelle und friedliche Kommunikation tagtäglich im Umgang miteinander geübt. Die gemeinschaftlichen Gärten tragen somit zum Frieden in sozial benachteiligten Stadtbezirken bei, wie in New York City belegt wurde (Meyer-Renschhausen, 2004).

Integration von Migrantinnen und Migranten

Ein Hauptziel der Interkulturellen Gärten ist die Integration von Migrant/innen. Flüchtlinge sollen durch die Interkulturellen Gärten wortwörtlich Wurzeln schlagen können (Müller, 2002). Dabei werden Samen und Pflanzen aus der alten Heimat in die neue Heimat gebracht und es können emotionale Brücken zwischen zwei Teilen, die zu den Flüchtlingen gehören, gebaut werden. Ergänzend wird auch die Integration durch den Kontakt zwischen Migrant/innen und Einheimischen gefördert. Die Gärten sind Tausch- und Gemeinschaftsräume, die den Beteiligten Zugang zu verschiedenen Ressourcen ermöglichen (Werner, 2008). Es findet sprachlicher Austausch statt, wobei Migrant/innen ihre Sprachkenntnisse verbessern können. Weiter werden Erntegüter und Ratschläge ausgetauscht und es wird beispielsweise an Sommerfesten kultureller Reichtum miteinander geteilt, wovon alle profitieren können. Werner (2008) nennt die Interkulturellen Gärten Räume der Mikro-Integration und sieht deren Stärke und Sinn in der Natürlichkeit, in der die beteiligten Menschen Erdung erfahren, produktiv sein können und sich als Individuen selbst in die Gemeinschaft einbringen. Jenseits von Assimilation und Verweigerung entstehen Kontakte zwischen Einheimischen und Migrant/innen verschiedenster Herkunft (Müller, 2002).

Eingliederung in die Gesellschaft

Flüchtlinge können oft keiner Erwerbstätigkeit nachgehen, da sie entweder keine Arbeitsbewilligung erhalten oder von der Arbeitslosigkeit betroffen sind. Die Arbeit im Garten kann den Leuten jenseits vom Druck des Arbeitsmarktes grundlegende Möglichkeiten bieten: eine Tagesstruktur, ein Gefühl der Sinnhaftigkeit der eigenen Existenz durch sinnvolle und produktive Arbeit sowie eine soziale Eingebundenheit, wie man sie sonst im Erwerbsleben erfährt und die existenziell für den Menschen ist (Müller, 2002).

Therapie und Traumaverarbeitung

Flüchtlinge sind oft durch Kriegs-, Folter- oder andere Erfahrungen traumatisierte Menschen. Viele leiden in der Folge jahrelang an psychischen oder psychosomatischen Problemen. Von Organisationen und Institutionen werden oft Traumatherapien und Gruppentherapien angeboten. Interkulturelle Gärten können ebenfalls einen Beitrag zur therapeutischen Traumaverarbeitung leisten (www.garten-therapie.de). So führt das Behandlungszentrum für Folteropfer Berlin einen Interkulturellen Heilgarten, der in der Traumatherapie mit den Flüchtlingen eine wichtige Rolle spielt. Die Gartentherapie hilft den Traumatisierten, im Bezug zur Natur ihre Integrität wieder aufzubauen, durch die selbstversorgende Tätigkeit wieder ein Gefühl der Selbstwirksamkeit zu erhalten, ihr Selbstwertgefühl zu stärken und im Miteinander mit den anderen Gärtner/innen wieder ein Zugehörigkeitsgefühl zu entwickeln (Petersen, 2007).

Persönlichkeitsentwicklung

Im Rahmen der Gartentherapie zur Traumaverarbeitung tragen interkulturelle Gärten weiterführend zur Persönlichkeitsentwicklung der Beteiligten bei. Durch die Produktivität und selbständige Tätigkeit der Gärtner/innen, durch sichtliche Erfolge ihrer Arbeit, durch die Ernte und die daraus resultierende Möglichkeit, zu geben und mit anderen zu teilen, gelangen die Flüchtlinge aus der Opferperspektive in die Akteurperspektive (www.garten-therapie.de). Sie kommen aus der passiven Situation heraus in eine aktive Haltung. Diese Perspektivenänderung vermittelt ihnen wiederum ein höheres Selbstwertgefühl, ein Gefühl von Sinnhaftigkeit und Selbstwirksamkeit, denn was man im Garten tut, ist nützlich. Man glaubt wieder, dass man selbst etwas bewirken kann. Man beginnt Verantwortung zu übernehmen, auch soziale Verantwortung für das Miteinander im Garten.


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